Wettbewerb | Geschichte
Tradition seit 1878
Die Nachkommen Moses Mendelssohns gehörten im 19. und frühen 20. Jahrhundert zu den kulturell einflussreichsten Familienverbänden in Deutschland. Innerhalb von rund 60 Jahren – zwischen 1868 und 1929 – errichteten sie drei Stiftungen, von denen ausgerechnet diejenige am langlebigsten war, für die die Mendelssohns zunächst kein Stiftungskapital aufbringen mussten: Die Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Stiftung wurde im Jahr 1878 vom preußischen Staat ins Leben gerufen als Gegenleistung für eine Schenkung der Erb*innen Felix Mendelssohn Bartholdys, die die hinterlassenen Manuskripte des berühmten Komponisten umfasste, die sich heute in der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz befinden.
Der damalige Minister Dr. Falk verpflichtete sich als Vertreter des preußischen Staates, eine dauernde Rente von jährlich 3150 Mark „als eine zur Ausbildung befähigter und strebsamer Musiker ohne Unterschied des Alters, des Geschlechts, der Religion und der Nationalität bestimmte Stipendien-Stiftung durch den Staatshaushalt-Etat bereit zu stellen“.
Begehrte Stipendien und renommierte Preisträger*innen
Die Stipendien der Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Stiftung waren sehr begehrt, sodass sich im Rahmen der jährlichen Auswahl durch das Kuratorium ein regelrechter Wettbewerb entwickelte. Nach dem ersten Preisträger im Jahr 1879, Engelbert Humperdinck, wurden zahlreiche bedeutende Musikerpersönlichkeiten wie Wilhelm Backhaus, Otto Klemperer und Kurt Weill ausgezeichnet. Die grundsolide finanzielle Ausstattung der Stiftung ermöglichte es dem Kuratorium, das bis 1907 unter dem Vorsitz von Joseph Joachim stand, neben den beiden Hauptstipendien auch Reisekostenzuschüsse und kleinere Förderpreise zu vergeben.
Preußen finanzierte künftig Stipendien für den hoch qualifizierten Nachwuchs – bis in die Zeit, als die Nationalsozialisten die Stiftung zum Totschweigen Felix Mendelssohn Bartholdys zwangen.
Neubeginn
Die 1957 gegründete Stiftung Preußischer Kulturbesitz betrachtete auch die Verpflichtung der Familie Mendelssohn gegenüber als „preußischen Kulturbesitz”. Sie machte sich daher ab 1963 die Förderungsaufgabe am künstlerischen Nachwuchs, unter zeitgemäßer Anpassung der Statuten, zu eigen. Ab 1967 geschah dies unter dem Namen „Felix Mendelssohn-Bartholdy-Preis”.
Die zugehörigen Veranstaltungen sind auch eine wiederkehrende Erinnerung daran, dass die Staatsbibliothek zu Berlin als Teil der Stiftung Preußischer Kulturbesitz unter ihren reichen Beständen das kompositorische Erbe Felix Mendelssohn Bartholdys in Gestalt seiner musikalischen Eigenschriften hütet. Außerdem widmet sie sich in dem der Musikabteilung angeschlossenen, 1964 eingerichteten Mendelssohn-Archiv der Dokumentation zur Familie Mendelssohn.
Die Tradition des renommierten Wettbewerbs wird durch den „Preis des Bundespräsidenten“ unterstrichen, der jedes Jahr vergeben wird. Es ist der einzige Geldpreis, den der Bundespräsident im Bereich der Musik verleiht.
Universität der Künste Berlin als Austragungsort
Die Universität der Künste fühlt sich bis zum heutigen Tag der großen Tradition dieses Wettbewerbs verpflichtet. Wie vor über 130 Jahren wird sie daher den Felix Mendelssohn Bartholdy Hochschulwettbewerb auch in Zukunft in ihren Konzertsälen ausrichten.
Zusammenführung zweier Wettbewerbe
Neben dem Felix Mendelssohn Bartholdy-Wettbewerb bildet der Hochschulwettbewerb der deutschen Musikhochschulen dazu einen zweiten Traditionsstrang. Er wurde seit Anfang der 1950er-Jahre jährlich durchgeführt und gab in den Nachkriegsjahren den Anstoß zur Gründung der Rektorenkonferenz der deutschen Musikhochschulen.
Die Zusammenführung des Felix Mendelssohn Bartholdy-Wettbewerbs mit dem Hochschulwettbewerb der deutschen Musikhochschulen zum Felix Mendelssohn Bartholdy Hochschulwettbewerb macht diesen Wettbewerb zum bedeutendsten Nachwuchs-Musikwettbewerb in Deutschland.
Attraktive Preisgelder und Anschlussförderung
In jährlich wechselnden Wettbewerbsfächern werden Preisgelder in Höhe von insgesamt über 20.000 Euro vergeben.
Zu den vielfältigen Formen der Anschlussförderung zählen Stipendien, Folgeauftritte, CD-Produktionen sowie Aufführungsgelegenheiten und Publikationen für junge Komponist*innen.
Schirmherr des Wettbewerbs ist Andris Nelsons.
Ehemalige Schirmherren
- Kurt Masur† (Wettbewerbe 2013-2016)
Aktuell übernimmt Ulf Werner, Orchesterdirektor des Konzerthausorchesters Berlin, die Künstlerische Leitung mit dem Schwerpunkt des Fachs Violine für den Wettbewerb 2025. Im Fach Klaviertrio hat Prof. Rudolf Meister, Rektor der Hochschule für Musik Mannheim, diese Position für den Wettbewerb 2025 inne.
Ehemalige Künstlerische Leiter
- Prof. Dr. Dieter Rexroth† (Wettbewerbe 2013-2016)
› Nachruf auf Dr. Dieter Rexroth - Prof. Dr. Sebastian Nordmann (Wettbewerbe 2017-2024)